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Christentum und Politik in Deutschland







23.07.2023
von Oliver Zielinski

Vom christlichen Leben 2.9

Wie wir leben sollen – Liebe deinen Nächsten wie dich selbst



Nachdem wir nun kennengelernt haben, was uns die 10 Gebote sagen und was es heißt, nach ihnen zu leben, wollen wir uns nun einem weiteren wichtigen Thema widmen, dass uns sagt, wie wir leben sollen.

In diesem Artikel wollen wir uns der Nächstenliebe zuwenden, welche das wichtigste Gebot ist, abgesehen davon, dass Gott immer am meisten geliebt und geehrt werden muss. Genau das bezeugt nämlich Jesus Christus, als er danach von einem Schriftgelehrten gefragt wird:

„Und es trat zu ihm einer der Schriftgelehrten, der ihnen zugehört hatte, wie sie miteinander stritten. Als er sah, dass er ihnen gut geantwortet hatte, fragte er ihn: Welches ist das höchste Gebot von allen? Jesus antwortete: Das höchste Gebot ist das: ‚Höre, Israel, der Herr, unser Gott, ist der Herr allein, und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und mit all deiner Kraft‘ Das andre ist dies: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst‘ Es ist kein anderes Gebot größer als diese.“
(Markus 12:28-31)

Aber was heißt es, seinen Nächsten zu lieben? Wollte man alle Stellen auflisten und kommentieren, in denen von der Nächstenliebe gesprochen wird, würde man ganze Buchbände füllen. Daher können nur einige wenige herangezogen werden, um das Thema zu beleuchten. In Matthäus 7:12 fasst Jesus die Antwort eindrucksvoll zusammen, obwohl die Worte „Liebe“ oder „Nächstenliebe“ gar nicht genannt werden. Er sagt:

„Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.“

Die Anforderung, die Christus an uns stellt, ist so hoch, dass sie – so denke ich jedenfalls – kaum ein Mensch erfüllen kann, denn sie fordert viel mehr, als nur das niemanden anzutun, was man selbst nicht erleiden will.

Mit diesen Liebesgebot verlangt er von uns, dass wir uns in die Lage des Anderen versetzen. Wir sollen uns Fragen: „Was würden wir erwarten, wenn wir in dieser Lage wären?“ Der aufmerksame Leser wird schnell merken, wie schwer das ist. Ginge es nur darum, jemanden nicht das anzutun, was man selbst nicht möchte, kann man noch tiefstapeln. Wer aber ehrlich zu sich selbst ist, der weiß, dass man immer gerne viel von anderen erwartet und getan haben will. Wenn ein anderer aber genau das dann möchte, vielleicht sogar dringend benötigt, wird es schwierig. Da bekommt man oft ein mulmiges Gefühl und weiß gar nicht, was man nun tun soll. Man macht dies oder jenes doch so ungern, und es passt auch gerade irgendwie nicht. Dazu kommt, dass der Nächste oft unerwartet auf uns zukommt. Man hat manchmal gar nicht die Zeit zum Überlegen. Man hat etwas vor, will seinen Weg aber nicht unterbrechen. Wir sind dann aber aufgefordert, unseren Weg zu unterbrechen, um ihm das zu tun, was wir in seiner Lage uns auch wünschen würden. Genau das lehrt uns der HERR mit dem Gleichnis des barmherzigen Samariters. Dieser unterbricht nicht nur seinen Weg, um den am Wegesrand Liegendem zu helfen, er zahlt dem Wirt auch alles, was nötig ist. Das Gleichnis lehrt aber noch mehr: Bevor der Samariter kam, sind zwei Pharisäer vorbeigegangen. Gerade die Priester, von denen es am ehesten erwartet wird, helfen nicht. Der aber nicht zum Volk gehörende Samariter, der eher als Feind angesehen wird, hilft. Das lässt uns eine weitere Schwierigkeit erkennen. Es ist nicht so, wie viele vielleicht meinen. Unser Nächster ist nicht unbedingt ein Freund oder Angehöriger, es kann jeder sein. Unser Nächster sucht sich uns aus, nicht wir ihn. So sollen wir nun helfen, wo es nötig ist, ungeachtet dessen, ob er Freund oder Feind ist, so wie Christus sagt:

„Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen …“
(Matthäus 5:44)

Gerade das zu befolgen, fällt aber vielen schwer. Sich zu rächen, liegt in der Natur des Menschen. Das ist aber nicht Liebe und von Gott verboten, wie er sagt:

„Die Rache ist mein; ich will vergelten …“
(5.Mose 32:35)

Jesus ruft dazu auf, dass man sich nicht streitet und widerstreitet, dass die Freundlichkeit untereinander die Oberhand hat und nicht das Misstrauen. Das sagt er u.a. auch in der Bergpredigt mit dem folgenden:

„Gib dem, der dich bittet, und wende dich nicht von dem, der dir abborgen will.“
(Matthäus 5:42)

Wir sollen uns untereinander gerne helfen, leihen und borgen. Wir sollen dem anderen geben, was er bedarf, auch wenn von diesem nicht unbedingt Hilfe zu erwarten ist. Wir sollen das Unrecht lieber erdulden, uns nicht rächen, vergelten oder allzu schnell vor Gericht rennen. Denn einer ist immer höher. Gott sieht das Unrecht. Wer um seines Namens willen Unrecht gelitten hat, dem wird mit Gutem vergolten. Wie auch Paulus bezeugt, dass die Leiden dieser Zeit nichts sind gegen die auf uns wartende Herrlichkeit.

Der HERR will, dass wir untereinander in Liebe handeln. Abgesehen vom Glauben an Jesus wird das die Richtschnur sein. Daran werden wir gemessen. Das erklärt er noch ganz ausführlich in seiner Schilderung über das kommende Gericht:

„Da wird dann der König sagen zu denen zu seiner Rechten: Kommt her, ihr Gesegneten meines Vaters, ererbt das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn der Welt! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewesen und ihr seid zu mir gekommen. Dann werden ihm die Gerechten antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und haben dir zu essen gegeben? Oder durstig und haben dir zu trinken gegeben? Wann haben wir dich als Fremden gesehen und haben dich aufgenommen? Oder nackt und haben dich gekleidet? Wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Und der König wird antworten und zu ihnen sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan. Dann wird er auch sagen zu denen zur Linken: Geht weg von mir, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln! Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir nicht zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir nicht zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich nicht aufgenommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich nicht gekleidet. Ich bin krank und im Gefängnis gewesen und ihr habt mich nicht besucht. Dann werden auch sie antworten und sagen: Herr, wann haben wir dich hungrig oder durstig gesehen oder als Fremden oder nackt oder krank oder im Gefängnis und haben dir nicht gedient? Dann wird er ihnen antworten und sagen: Wahrlich, ich sage euch: Was ihr nicht getan habt einem von diesen Geringsten, das habt ihr mir auch nicht getan. Und sie werden hingehen: diese zur ewigen Strafe, aber die Gerechten in das ewige Leben.“
(Matthäus 25:34-46)

Die Lieblosen werden am Ende die Strafe für ihre Lieblosigkeit empfangen. Daher müssen wir wachsam sein. Wir wissen schließlich nie, wann und in welcher Gestalt uns Jesus begegnet.

An dieser Stelle ist auch ein Verweis auf das neunte und zehnte Gebot – das Gebot, nicht zu begehren, was dem anderen gehört – notwendig. Diese Gebote verbieten das Begehren dessen, was der andere hat und somit den daraus entstehenden Neid. Wer diesem Begehren nachgeht, der handelt in seinen Gedanken schon nicht aus der Liebe. Wenn jemand schon keine Liebe in seinen Gedanken hat, wie kann er dann in Liebe handeln?




Missbrauch der Nächstenliebe


Wir leben in einer völlig verrückten Zeit. Es ist ja schon schlimm genug, dass man erkennen muss, dass die Liebe gegen den Nächsten oft nicht geübt wird. Heutzutage ist es aber noch viel schlimmer: Die von Gott geforderte Nächstenliebe wird immer mehr missbraucht; sie wird herangezogen, um jeden Menschen zu zwingen, jegliche Lebensweise anzuerkennen. Die prominentesten Beispiele sind LGBTQ und Abtreibung. Hieran ist erkennbar, wie sehr der Widersacher die Welt kontrolliert.

Wir sollen in Nächstenliebe handeln, aber nicht so, dass wir Gottes Anweisungen missachten. Gott sagt ganz deutlich, dass Homosexualität verboten ist. Ebenfalls sagt er gleich zu Beginn, dass der Mensch als Mann und Frau geschaffen wurde. Damit ist klar, dass alles, wofür LGBTQ steht, gegen Gottes Willen ist. Daher ist es ein Missbrauch der Nächstenliebe, dieses böse Verhalten gutzuheißen, zu fördern und mehr und mehr zu etablieren.

„Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit, daß der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt.“
(2. Tim. 3,16:17)

So handeln wir in der Liebe, wenn wir den Nächsten auch in dieser Sache nicht richten, aber zurechtweisen. Verfehlungen dürfen und müssen auch als solche benannt werden, unabhängig davon, was die Welt darüber denkt. Wer seinen Nächsten zurechtweist, rettet ihm vielleicht sein Leben, tut man das aber nicht, so sieht man zu wie dieser in die Irre geht.

Genauso ist es mit dem Töten ungeborener Kinder, was verharmlosend als Schwangerschaftsabbruch oder Abtreibung bezeichnet wird. Dein Nächster sucht sich dich aus, du nicht ihn. Was ist denn das ungeborene Kind anderes als der Nächste der Frau, die es in sich trägt? Wird dieses Kind nun „abgetrieben“, handelt man nicht in der Liebe gegenüber seinen Nächsten. Wenn die werdende Mutter das tut, was oben beschrieben ist, nämlich sich die Frage stellt, was ihr Nächster, also das Kind sich wünscht und bei der Beantwortung dieser Frage ehrlich ist, dann kann sie nur zu dem Schluss kommen, dass das Kind gerne leben möchte. Es ist doch wohl kaum davon auszugehen, dass das Kind gerne sterben möchte. Mit einer „Abtreibung“ verstößt man also gegen das Liebesgebot. Das sollte eigentlich reichen, um davon Abstand zu nehmen und die damit verbundenen Probleme anders zu lösen. Wem das nicht reicht, dem sei gesagt, dass er aber auch gegen das Gebot verstößt, nicht zu töten.

Jetzt wird auch klar, warum Jesus dem Liebesgebot eine so hohe Stellung einräumt. Denn so wie er sagt, sind auch alle Gebote erfüllt, wenn das Gebot der Nächstenliebe erfüllt wird. Wer seinen Nächsten liebt, der wird ihn nicht bestehlen und nicht töten, und auch alles andere Verbotene nicht an ihm tun. Klar wird auch, warum er sagt, dass derjenige nicht das Reich Gottes ererben wird, der beispielsweise Frau und Kinder mehr liebt als Gott. Denn Gott hat uns alles gegeben, auch das Leben. Wie können wir also einen anderen mehr lieben als ihn?

Die Nächstenliebe ist ein so großes Thema, dass ein solcher Artikel dafür nur zu kurz sein kann. Ich hoffe aber, dennoch einen guten Einblick darüber gegeben zu haben, was damit von uns gefordert ist.