Sehr geehrte Damen und Herren,
in Ihrer Zeitung publik, Ausgabe 7 / 2021, berichten Sie im Artikel “Ende der Märchenstunde“ darüber, wie Sie sich die Energieeinsparung in den nächsten Jahren vorstellen. In dem Bericht schreiben Sie, dass die Preise für Benzin und Diesel stark steigen sollen und das ganze durch eine Pro-Kopf-Pauschale ausgeglichen werden soll. Mit diesem Vorschlag habe ich so meine Probleme.
Ich und meine Familie gehören ganz sicher nicht zu den Reichen, allerdings wäre es schon gut gewesen die Reichen oder Wohlhabenden genauer zu definieren. Ab welchem Einkommen ist man reich?
Weiterhin werden reichere Menschen fast schon als bösartig dargestellt. Dies ist aber mehr als ungerecht. Ein Bekannter von mir leitet ein Unternehmen und baut nebenher zwei neue auf. Er schafft damit jede Menge Arbeitsplätze und entwickelt neue Technologien, und hat all das ohne eine dickes Erbe aufgebaut. Die Gesellschaft ist da eher zu Dank verpflichtet. Es gibt keinen Grund, jemandem etwas zu nehmen, was er ehrlich verdient hat. Dabei darf nicht vergessen werden, dass die neuen Firmen mit hohen Krediten finanziert werden. Ein Risiko, welches er alleine trägt.
Für den Normalverdiener, wie ich es bin, ist das ganze auch nicht gerecht. Bei einem Arbeitsweg von rund 50 km fallen jährlich Spritkosten von mindestens 1.800 Euro an. Diese würden bei einer CO2-Bepreisung noch steigen. Die etwa 162 Euro im Jahr nützen da nichts. Dazu kommt, dass Arbeitslose, die gar keinen Arbeitsweg haben, dafür auch noch Geld bekommen. Die ganze Idee dieses Systems baut anscheinend darauf auf, dass man meint, Arbeitnehmer fahren diese Strecken, um sich zu bereichern oder aus Spaß. Ein langer Arbeitsweg ist nichts als eine Belastung, aber nicht jeder kann und will dauernd umziehen. Allein das Unternehmen, bei welchem ich arbeite, ist in den letzten fünf Jahren zweimal umgezogen. Bei Eigentum ist ein Umzug erst recht nicht möglich und auch für einen Mieter nicht ohne Weiteres zumutbar. So wäre man ständig gezwungen, einen neuen Arbeitsplatz zu suchen, wenn die Fahrtstrecke reduziert werden soll, mit allen Konsequenzen wie Schul- und Kindergartenwechsel. Ist es das, was ver.di anstrebt?
Der ganze Lösungsansatz kommt Arbeitslosen zugute, stellt jedoch sogenannte Besserverdienende, die doch Deutschlands Steuer- und Sozialeinnahmen überhaupt erst erwirtschaften, und alle diejenigen, welche mit dem Auto fahren, als bösartig dar. Ich selbst bin einige Jahre fast ausschließlich mit dem ÖPNV zur Arbeit gefahren. Dies werden auch die meisten tun, bei denen es sich lohnt. Ich hatte dabei i.d.R. die gleiche Fahrzeit zu etwa dem gleichen Preis. Oft ist es aber so, dass die Fahrzeit mit dem ÖPNV inklusive Wartezeiten deutlich länger ist. Diese Menschen werden i.d.R. mit dem Auto fahren. Schließlich will man seinen Feierabend nicht im Zug verbringen. Muss man beispielsweise die Kinder noch vom Kindergarten abholen, ist es völlig unmöglich.
Wenn Sie den Arbeitnehmern wirklich helfen wollen, was Ihre Aufgabe ist, dann sollte das Konzept ein völlig anderes sein.
Die Corona-Pandemie hat gezeigt, dass Homeoffice in vielen Bereichen dauerhaft möglich ist. In diesen Bereichen sollte es verpflichtend sein. Ein Mitarbeiter, der unbedingt ins Büro will, soll dies auch dürfen, aber viele Menschen wären froh, von Zuhause aus arbeiten zu können. Das erhöht die Lebensqualität und trägt zur Gesundheit bei, da Zeit für Sport und andere Aktivitäten bleibt, welches sonst aus Zeitgründen kaum möglich sind. Dazu kommt, dass dies wirklich der Umwelt dient, denn die meisten Fahrten sind Arbeitsfahrten, welche völlig wegfallen würden. Der umweltfreundlichste Weg ist doch der, welcher wegfällt.
Klar sollte doch sein, dass alles andere nur eine Bestrafung derjenigen ist, welche diesen Staat finanzieren. Von der Politik ist man seit langem nichts anderes gewohnt. Von einer Gewerkschaft hätte ich mehr erwartet. Die Problematik ist doch, dass die Infrastruktur so ist, wie sie in den letzten ca. 150 Jahren aufgebaut wurde. Das kann man nicht in ein paar Jahren zurückdrehen. Ist man der Meinung, dass man für das Klima etwas tun muss, dann sollte man die Leistungsträger und Finanzierer dieses Systems unterstützen und nicht ihrer Existenzgrundlage berauben. Bei den Arbeitnehmern ist es gerade Ihre Aufgabe, das zu tun. Dazu möchte ich sagen, dass sich meine Aussagen nicht gegen Arbeitslose richten. Jedoch ist es unverständlich, dass Menschen eine Kostenrückerstattung erhalten sollen für nicht entstandene Kosten. Selbstverständlich sind auch Heiz- und Stromkosten ein Problem. Das lässt sich aber mit der Abschaltung aller Kraftwerke ohne adäquaten Ersatz kaum lösen.
Über eine Antwort und einen besseren Lösungsansatz würde ich mich sehr freuen.
Danke im Voraus.
Oliver Zielinski