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Christentum und Politik in Deutschland







16.04.2023
von Oliver Zielinski

Vom christlichen Leben 2.4

Wie wir leben sollen – Die 10 Gebote (Gebot 5)



Im vierten Gebot ging es um die Stellung der Eltern und denen, die ihnen gleichgestellt sind. Mit dem folgenden fünften Gebot sind alle Menschen gemeint, welche uns im Leben begegnen, seinen sie uns Freund oder Feind. Wie sollen wir uns also, im Sinne des fünften Gebotes, gegenüber anderen verhalten?


Das fünfte Gebot


Du sollst nicht töten.

Das einfachste Verständnis dieses Gebotes ist, dass wir keinen anderen Menschen töten dürfen. Dabei ist es völlig egal, ob er uns Freund oder Feind ist. Es ist auch egal, ob jemand etwas getan hat, was einen anderen zum Töten reizen könnte. Gemeint ist aber jeder als (Privat-) Person gegenüber einem anderen. Die Staatsgewalt ist damit nicht gemeint. Zwar gibt es hier keine Todesstrafe mehr, aber gäbe es sie, dürfte sie angewandt werden, wenn dabei nicht gegen Gottes Wort verstoßen wird. So heißt es:

„Denn sie ist Gottes Dienerin, dir zugut. Tust du aber Böses, so fürchte dich; denn sie trägt das Schwert nicht umsonst. Sie ist Gottes Dienerin und vollzieht die Strafe an dem, der Böses tut.“
(Römer 13, 4)

Was die Person angeht, ist aber jede „Form“ des Tötens gemeint. Wer tötet, der tötet. Der Herr lässt sich da nicht verschaukeln. Wenn dem Töten nur ein anderer Name gegeben wird, ist es dennoch töten. So ist auch Abtreibung töten, spätestens wenn das Herz schlägt. Es sollte schließlich jedem klar sein, dass ein totes Herz nicht schlagen kann. Wenn es aber nicht tot ist, ist es am Leben.

Auch verstößt man gegen das Gebot, wenn man jemandem dazu rät, einen anderen zu töten, ihn dabei unterstützt oder auch einfach nur wegschaut. Denn Jesus sagt klar im Gleichnis der Böcke und Schafe, dass diejenigen verworfen werden, die nicht helfen, wo es ihnen möglich ist. Er fordert dazu auf, die Kranken zu besuchen, den Hungernden Essen zu geben, den Nackten zu kleiden … Wer also von einem Tötungsvorsatz weiß und etwas unternehmen kann, es aber nicht tut, der ist ebenso schuldig wie der Täter. Gleiches gilt auch, wenn jemand hungert, ich es sehe, aber nichts tue. Wenn er stirbt, ich hätte es verhindern können und habe es gewusst, so bin ich mitschuldig.

Das ist der einfachste Sinn des Gebotes. Jesus geht aber noch darüber hinaus. In der Bergpredigt heißt es:

„Ihr habt gehört, dass zu den Alten gesagt ist: »Du sollst nicht töten«; wer aber tötet, der soll des Gerichts schuldig sein. Ich aber sage euch: Wer mit seinem Bruder zürnt, der ist des Gerichts schuldig; wer aber zu seinem Bruder sagt: Du Nichtsnutz!, der ist des Hohen Rats schuldig; wer aber sagt: Du Narr!, der ist des höllischen Feuers schuldig. Darum, wenn du deine Gabe auf dem Altar opferst und dort kommt dir in den Sinn, dass dein Bruder etwas gegen dich hat, so lass dort vor dem Altar deine Gabe und geh zuerst hin und versöhne dich mit deinem Bruder, und dann komm und opfere deine Gabe. Vertrage dich mit deinem Widersacher sogleich, solange du noch mit ihm auf dem Weg bist, auf dass dich der Widersacher nicht dem Richter überantworte und der Richter dem Gerichtsdiener und du ins Gefängnis geworfen werdest.“
(Matthäus 5, 21 – 25)

Der Herr gebietet hier, nicht gegen einen anderen zu zürnen, und sagt dabei auch – weil er weiß, dass der Mensch es trotzdem tut – wie wir damit umgehen sollen. Gott ist darauf bedacht, dass wir uns versöhnen. Alle Opfer und Spenden sind ihm nicht so lieb, wie Friede untereinander. So soll man sich versöhnen, wenn man in Streit geraten ist und sich gegenseitig vergeben.

Es steht auch klar im Zusammenhang mit diesem Gebot. Jesus sagt es ja selbst, und aus Wut, Zorn und Hass gegen einen anderen kann eben auch Töten entstehen. Wie oft sieht man in den Nachrichten, dass jemand seinen Nächsten getötet hat. Da heißt es dann oft, dass es eine Beziehungstat war. Ein Mord aus Eifersucht, Wut wegen einer Trennung oder ähnlichen Beweggründen. Durch das Verbot zu Zürnen kommt uns der Herr zuvor. Er packt das Übel an der Wurzel.

Würden sich die Menschen so verhalten, würde es auch weniger Verbrechen geben. Man soll sich versöhnen, miteinander reden und nicht streiten, schon gar nicht sich rächen. Jedes Streiten und Vergelten ruft immer nur mehr Hass und Zorn hervor. Es ist besser, dem Streit aus dem Weg zu gehen und eine Eskalation zu vermeiden.

Wie wir mit unseren Nächsten umgehen sollen, wird in der goldenen Regel, ebenfalls aus der Bergpredigt, zusammengefasst:

„Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihr ihnen auch! Das ist das Gesetz und die Propheten.“
(Matthäus 7, 12)

Wer sich nicht selbst belügt, wird sagen, dass er nicht getötet, beraubt oder verunglimpft werden will. Er darf es aber selbst auch nicht tun. Natürlich ist diese Aussage auch auf andere Gebote anwendbar, aber hier ist es besonders eindeutig.

Zusammenfassend kann man also sagen, dass wir nichts tun dürfen, was den Körper eines anderen schädigt. Wir dürfen es uns auch nicht wünschen, andere verfluchen oder einen Dritten dazu auffordern. Somit ist auch Sterbehilfe und Kindstötung (Neudeutsch: Abtreibung oder Schwangerschaftsabbruch) verboten. Ebenso ist auch jede Form von „Psychoterror“ verboten. Es hat schon Fälle von Selbstmorden gegeben, weil jemand durch Beleidigungen und üble Nachrede in den sozialen Netzwerken dazu getrieben wurde. Wer das tut, trägt die Schuld an dessen Tod. Egal ob ich jemanden körperlich oder geistig verletze, ich verletze ihn.

So sollte nun klar sein, was es heißt, nicht zu töten.