Laut der Zeitung TOPIC (Ausgabe 01.2023) droht in Deutschland ein Pastorenmangel. Die Zeitung bezieht sich auf den Rektor der Freien Theologischen Hochschule (FTH) Gießen, Prof. Stephan Holthaus. Dieser soll auf einem Empfang gesagt haben: „Die Zahl der Theologiestudenten ist in den letzten 40 Jahren auf den niedrigsten Stand aller Zeiten gesunken.“ An manchen theologischen Hochschulen haben sich im Wintersemester gar keine Studenten eingeschrieben. Betroffen sollen, laut TOPIC, nicht nur die großen Volkskirchen, sondern auch Freikirchen sein.
Es stellt sich nun die Frage, warum das so ist. Die Gründe dafür mögen vielschichtig sein. Eine alles erklärende, einfache Antwort, ist sicher nicht so leicht zu finden. Dennoch sind die wichtigsten Gründe mehr als offensichtlich. Wie u.a. der Spiegel berichtet, ist die Kirchenmitgliedschaft in den beiden großen Volkskirchen mittlerweile bei unter 50 Prozent, gemessen an der Gesamtbevölkerung. Ein Grund dafür könnte die Migrationspolitik sein. Wenn immer mehr Muslime, und die Aussage ist wertfrei gemeint, ins Land kommen, ist klar, dass der rechnerische Anteil an Christen geringer wird und somit auch der Anteil an Kirchenmitgliedern. Wenn die Angaben des Spiegel-Berichtes stimmen, liegt der Bevölkerungsanteil der Muslime bei 6,5 Prozent. Diese Größenordnung kann also nicht die Erklärung sein, besonders wenn man bedenkt, dass die Kirchenmitgliedschaft 1990 noch bei 72 Prozent lag.
Aus CPD-Sicht sind drei Gründe besonders ausschlaggebend.
1. Der Missbrauchsskandal in der katholischen Kirche.
Nach all dem, was im Laufe der Zeit bekannt wurde, ist es den Menschen nicht zu verdenken, diese Kirche zu verlassen. Nicht nur, dass die Taten schon schlimm genug sind, die Aufklärungsarbeit zeigt eindeutig, dass alle Beteiligten hier sicher nicht vom heiligen Geist geleitet wurden. Das Wort Gottes, Buße und alles was von einem Christen erwartet werden kann, stand hierbei nicht im Vordergrund. Die Katholiken, die daraufhin die Kirche verlassen haben, müssen sich also nicht vom Herrn abgewendet haben. Aber von der Kirche verständlicherweise ganz sicher.
2. Die Liberalisierung der Kirche.
Dieser Punkt betrifft besonders die EKD, aber auch die katholische Kirche. An dieser Stelle soll nicht alles wiederholt werden, was schon mehrfach geschrieben wurde. Die Gründe sind aber unverkennbar. Gerade die EKD verdreht in vielen Punkten das Wort Gottes, erkennt sein Wort auch nicht mehr als sein Wort an, siehe beispielsweise hier und hier. Die Ausrichtung gründet auf der ideologischen Politik der Grünen, nicht auf der Bibel.
Es ist den Menschen nicht zu verdenken, wenn sie sich abwenden. Es ist dennoch fraglich ob dies der richtige Weg ist.
3. Der immer größer werdende Atheismus.
Laut der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) lag der Anteil der Atheisten und Agnostiker 2018 bei 26,9 Prozent. Der Anteil der Katholiken und Protestanten war damals noch bei 54,4 Prozent. Die Statistik von 2018 zeigt, das viele Menschen mit dem Wort des Herrn nichts anzufangen wissen. Durch das Absinken der Mitgliederzahlen ist damit zu rechnen, dass der Anteil der Atheisten zugenommen hat. Das trifft sicher nicht auf alle zu, aber auf einige. Wundern tut das nicht. Wenn die Kirche nicht hinter dem Wort Gottes steht, es anders predigt, als es geschrieben steht, macht sie sich unglaubwürdig. Die Menschen merken das.
So lässt sich aus CPD-Sicht auch erklären, warum immer weniger Menschen dieses Amt ausführen wollen. Wer schon im Studium lernt, dass er anders predigen soll, als es die Bibel sagt, kann das nicht ernst nehmen. Es ist das gleiche, als würde im Jurastudium vermittelt, dass man die Gesetze lernen solle, aber hernach anders urteilen müsse.
Aus meiner Sicht ist das Hauptproblem, dass immer weniger Menschen an den Herrn glauben, und die großen Kirchen durch ihr unglaubwürdiges Handeln immer unattraktiver werden. Sie gehen ihrer Aufgabe nicht mehr richtig nach. So können sie niemanden überzeugen, verlieren aber immer mehr Mitglieder. Wenn diese nicht an ihrer Glaubwürdigkeit arbeiten, ist mit deutlich weniger Christen zu rechnen.